Der Jakobsweg – ein historischer Kurzüberblick

Als Jakobsweg wird eine Vielzahl von Pilgerrouten bezeichnet, die durch ganz Europa führen und ihr Ziel am Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale der spanischen Stadt Santiago de Compostela haben. Seit dem frühen 7. Jahrhundert existiert eine Überlieferung, dass der Apostel Jakobus der Ältere auf der Iberischen Halbinsel missioniert habe. Im 9. Jahrhundert wurde einer Vision nach sein Grab dann im äußersten Nordwesten Spaniens verortet. Der heilige Jakobus wurde im Zuge dessen von den Königen von Asturien und auch León als Schutzpatron für Schlachten auserkoren. Anfangs kamen die Pilger nur aus der lokalen Umgebung.

Nachdem Nordspanien im 10. Jahrhundert Teil des christlichen Einzusgebiet wurde, wurde die Pilgerfahrt immer populärer. Die Pilgerfahrt verlor schließlich im 17. Jahrhundert an Popularität und nahm auch durch die Säkularisationswelle, die durch Napoleon und die französische Revolution verursacht wurde, deutlich an Beliebtheit ab. Erst in den 1970er Jahren nahmen wieder viele Pilger die lange Wanderung auf sich. Auch durch den Besuch Papst Johannes Paul II. im Jahre 1982, der die Europäer dazu aufrief, zu ihren Wurzeln zurückzufinden, bedingt, wurde die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela wieder deutlich beliebter. In den letzten Jahren bewegte sich die jährliche Anzahl der Pilger konstant um 270.000.


Die Geschichte des Jakobswegs

Die ersten reisenden Pilger besuchten das Grab des heiligen Jakobus schon im 10. Jahrhundert. Vereinzelt kam dies hin und wieder vor, man konnte es definitiv noch nicht als Massenbewegung bezeichnen. Es gibt Schätzungen, die besagen, dass zu der Zeit ungefähr 950 Pilger unterwegs waren. Diese stammten zum größten Teil aus dem Gebiet des Bodensees. Das ist nicht vergleichbar mit den ersten großen Bewegungen zum Ziel des Jakobswegs. Diese gab es ab dem 11. und 12. Jahrhundert. Diese wurde durch die Reconquista unterstützt. Dabei handelte es sich um die Zurückeroberung Spaniens. Doch auch die ansteigenden Zahlen sollten noch weiter in die Höhe schnellen. Im 15. Jahrhundert erreichte die Anzahl der pilgernden Menschen einen erneuten Höhepunkt. Das hatte den Grund, dass der vollkommene Ablass eingeführt worden war. So nahmen es zahlreiche Menschen als Anlass, das Grab des heiligen Jakobs zu besuchen. Nach einiger Zeit legte sich die Pilgerlust der Menschen jedoch wieder. Die Zahlen der Reisenden nahmen stakt ab, dies lag unter anderem auch an den Kriegen zwischen den Franzosen und Spaniern. Ein weiterer Grund ist die Reformation, dass die Tradition ein wenig erlag. Im 20. Jahrhundert gab es dann eine neue Begeisterung, dass Grab zu besuchen und zu pilgern. Der Aufschwung ereignete sich in den 70er Jahren. 1987 gab es einen weiteren Meilenstein. Der europäische Rat erklärte diesen Pilgerweg offiziell als Kulturweg Europas. Allerdings wurden dabei, die verschiedensten Wegen beachtet, nur das Ziel bleibt in dem Fall gleich. Das hat die Folge, dass Europa aus einem Netz von Pilgerwegen durchzogen ist. All diese Wege gelten als Jakobswege. Teilweise treten Übereinstimmungen mit anderen nationalen und internationalen Fernwanderwegen auf. Manche der Wege führen auch unmittelbar nach Santiago. In den meisten Fällen enden die nationalen Jakobswege in einem hauptsächlichen Weg. Dieser befindet sich in Frankreich und von dort aus, reist der Pilger dann weiter.

Motivation eine Pilgerreise anzutreten

Die Motivation, die dahinter steht, eine Pilgerreise durchzuführen, hat sich stark geändert. Im Mittelalter waren es hauptsächlich religiöse Gründe, doch das hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Das Pilgern wird als Tapetenwechsel bezeichnet. Man kommt aus dem eingefahrenen und öden Alltag heraus und hat die Möglichkeit die Welt zu entdecken. Man bezeichnet dies gerne als Sabbathjahr. Viele Menschen sind auch neugierig auf die Fremde und andere Gewohnheiten. Man erlebt auf dieser Reise viele spannende und interessante Dinge. Man erfährt viel über andere Kulturen und man ist nicht auf einem Hotelgelände eingesperrt, so kann man Kontakte zu anderen Menschen knüpfen. Eine Pilgerreise verspricht ein Abenteuer zu sein. Man improvisiert, man lebt einfach und ursprünglich. Das hat seinen eigenen Charme, denn so kann man sich auf die einfachen und wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Man wird nicht geblendet und kann sich mit sich selbst auseinandersetzen.

Man macht eine neue Erfahrung und lernt dabei viel. Es kann aber auch religiöse Gründe geben. Dabei handelt es sich immer noch um den Klassiker, bei den Gründen für Pilgerreisen. Man macht sich auf den Weg zum Grab des heiligen Jakobs und kann dabei viel über Glauben und Gott nachdenken. Man macht eine extreme körperliche Erfahrung, denn schließlich werden hier circa 3.000 Kilometer zurückgelegt. Weiterhin kann man diese Reise auch als Abschluss betrachten. Vielleicht hat man eine Lebensphase beendet und möchte einen schönen Übergang in die nächste schaffen. Eventuell ist eine geliebte Person gegangen und man braucht Zeit, dies zu verarbeiten. In jedem Fall macht man eine Erfahrung, die sich lohnt und von der man noch lange zehren und berichten wird.